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SCHWACHHAUSEN Magazin | September-Oktober 2015

SCHWACHHAUSEN Magazin | September-Oktober 2015 59 Der international renommierte Konzeptkünst- ler Thomas Hirschhorn verbindet in seinem neuen temporären Projekt „Nachwirkung“ seine intensive Beschäftigung mit dem The- menkomplex der Ruine mit dem spezifischen Ort der Kunsthalle Bremen und der Sammlung des Hauses. Dafür verwandelt er die histori- schen Räume der Großen Galerie in einen rui- nenhaften Ort, in den er bedeutende Gemälde aus der Sammlung der Kunsthalle integriert. In seinen jüngsten Arbeiten hat Hirschhorn die Idee der Ruine erforscht und als Zustand greif- bar gemacht, in dem zuvor Verborgenes sicht- bar wird. Hirschhorn zeigte beispielsweise in „Abschlag“ im Rahmen der Manifesta in St. Pe- tersburg, wie das Bild der Ruine zugleich für die zusammengebrochene Fassade eines zerstörten Gebäudes wie auch der vergessenen Ge- schichte steht. Ein Bau oder die Geschichte blei- ben im Zusammenbruch zwar als Einheit erfassbar, zugleich öffnet sich aber hinter der Fassade ein neuer Blick auf das zuvor Verbor- gene. Die Bremer Arbeit setzt diese Auseinan- dersetzung mit dem Thema des Verbergens und Offenlegens fort und wendet sie auf die kon- krete Situation der Kunsthalle Bremen an: „'Nachwirkung' soll in den drei Sälen der 'Gro- ßen Galerie' einen Raum schaffen, der eine ge- wisse Sinnlosigkeit aufzeigt. In dieser Arbeit und mit dieser Arbeit soll jede Gewissheit ver- schwinden. Das heißt nicht, dass es keinen Sinn gäbe oder dass ich mit Unsinn operieren würde, es bedeutet vielmehr, dass es zu viel Sinn gibt, Thomas Hirschhorn Abschlag, 2014 ‚Manifesta 10’, General Staff Building, Hermitage Museum, St Petersburg, 2014 Courtesy: the artist / Manifesta, Foto: Tobias Hübel Thomas Hirschhorn. Nachwirkung Thomas Hirschhorn bei „Flamme éternelle“ Palais de Tokyo, Paris, 2014 Foto: Alexander Bikbov bis 17. Januar 2016 zu viel unendlichen Sinn und zu viel Sinnvol- les", so der Künstler über seine geplante Instal- lation. Wesentlich für Hirschhorns Arbeit in Bremen ist die Realisierung im geschichtsträchtigen, denkmalgeschützten im Jahr 1849 als Museum eröffneten und mehrfach erweiterten Gebäude. Gleichzeitig setzt er sich unmittelbar mit der Sammlung und der Geschichte des Hauses aus- einander. In diesem Sinne inszeniert der Künst- ler fünf originale Meisterwerke in der Ruine. Die Auswahl der Gemälde erläutert er wie folgt: „Aus der Sammlung der Kunsthalle Bremen habe ich fünf Kunstwerke ausgesucht, um sie in meine Arbeit 'Nachwirkung' zu integrieren. Es sind Kunstwerke, die für mich wichtig sind […].“ Ausgewählt für diese Inszenierung hat er die Gemälde „Das Friedhofstor“ (um 1825/30) von Caspar David Friedrich, „Der Abenteurer“ (1882) von Arnold Böcklin, „Reh im Blumengarten“ (1913) von Franz Marc, „Komposition mit vier Figuren“ (1936) von Oskar Schlemmer und „Nach der Exe- kution“ (um 1937) von André Masson. Thomas Hirschhorn (*1957 in Bern) lebt und arbei- tet in Paris. Im Jahr 2000 erhielt er den Prix Marcel Duchamp und 2004 den Joseph Beuys-Preis. Zuletzt richtete er die viel diskutierten Installationen im Schinkel-Pavillon in Berlin sowie auf der Manifesta 10 in Sankt Petersburg ein (beide 2014). 2011 be- spielte er den Schweizer Pavillon auf der 54. Bien- nale in Venedig und zeigte 2002 sein Bataille-Monument auf der Documenta11 in Kassel. Von der Stadt Bremen wurde er 2003 mit dem Ro- landpreis für Kunst im öffentlichen Raum ausge- zeichnet. www.kunsthalle-bremen.de SCHWACHHAUSEN Magazin | September-Oktober 201559

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