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SCHWACHHAUSEN Magazin | September-Oktober 2015

SCHWACHHAUSEN Magazin | September-Oktober 2015 43 in Musiker stro- mert durch Bre- men, steht an der Sielwallkreu- zung im Viertel, spielt Gitarre, singt – und schlägt sich mehr schlecht als recht durchs Leben. Bis „der Freund eines Schwagers eines Produzen- ten...“ So beginnt „Jocko Locko“, der au- tobiografische Comic des Musikers und Comiczeichners Jean Luke. „Als Kind habe ich mir eigentlich vorgestellt, einmal Kirchenorganist zu sein. Mein allererstes Instrument war nämlich tatsächlich die Orgel“, verrät mir Jean Luke, der im wah- ren Leben Mario Ellert heißt. „Dann kamen allerdings irgendwann das Schlag- zeug und die Gitarre dazu. Das passte auch besser in meine erste Band: ‚Spoiler‘ hieß sie. Meinen ersten Song habe ich übrigens auf ‚Angie‘ getextet“, schmunzelt er. „Ich war 15 Jahre alt. Und das Lied hieß ‚Akne‘.“ Bis zum ersten größeren Erfolg und bis „Jocko Locko“ vergehen noch einige Jahre. Davor liegt unter anderem eine Zeit in Hamburg, mit mehr Tiefen als Höhen, noch vor dem Grafikdesign- Studium an der Hochschule für Künste in Bre- men. „Hamburg war musikalisch gesehen eine Katastrophe“, erzählt Mario Ellert. „Ich habe damals dort versucht, als Schlagzeuger Fuß zu fassen. Was aber nicht wirklich funktioniert hat. Letztendlich habe ich mich mit Kellnerjobs über Wasser gehalten – und damit, ein paar Wochen lang Edel-Callgirls von A nach B zu fahren und als ihr Chauffeur auch auf sie zu warten“, sagt er und lacht. „Aber so etwas kann man ja nicht auf Dauer machen. In jener Zeit habe ich dar- über nachgedacht, ob die Musik auf einer pro- fessionellen Ebene wirklich etwas für mich ist und mich dann dafür entschieden, in Bremen Grafikdesign zu studieren.“ ERSTE ERFOLGE BEIM POETRY SLAM Nun sollte Schluss sein mit der Musik – jeden- falls war das der Plan: „Ich wollte nie wieder Musik machen, um ehrlich zu sein. Die Zeit in Hamburg hatte mich von der Idee, Berufsmusi- ker zu werden, erst einmal abgebracht.“ So rührt Mario Ellert fast während der ge- samten Studienzeit seine Gitarre kaum an. Bis zu einem relativ spontanen Auftritt beim Poetry Slam im Kulturzentrum Lager- haus zum Ende seines Studiums: „Hier habe ich wirklich einfach nur so aus Spaß mitgemacht. Ich habe das zuerst gar nicht ernst genommen – aber tatsächlich bei diesem ersten Mal sofort gewonnen.“ Bei einem die- ser Abende bekommt Mario Ellert seinen Künstlernamen „Jean Luke“ verpasst: Poetry-Slam-Initia- tor sowie Moderator und damaliges Viertel-Urgestein Günther Kahrs (alias „Meister Proper“) verleiht ihm diesen Namen nach seinem Auftritt mit dem Stück „Malheur“. „Zu einem französisch ange- hauchten Stück passe ein Name mit einem französischen Touch, sagte mir ‚Meister Pro- per‘. Seitdem bin ich auf der Bühne Jean Luke.“ Die ersten Auftritte beim Poetry Slam sind eher witzig, noch nicht so ernsthaft und persönlich. Erst später schreibt er immer eindringlichere Songs. Und das Publikum gibt ihm recht. Als Jean Luke veröffentlicht Mario Ellert 2008 sein erstes Album „Nachtschicht“ – schon vorher, 2006, bekommt er den „New Sensation Publikumspreis“ von Radio FFN ver- liehen, und den Poetry Slam, den gewinnt er insgesamt drei Mal. Humor findet sich in sei- nen Liedern noch immer, mit der Zeit sind diese dabei bloß immer persönlicher geworden. Viel zu erzählen hat er, weshalb der Text in seiner Musik immer eine große Rolle spielt. Zentrales Thema: das Leben mit seinen Alltagssituationen, seinen Höhen und Tiefen. Einem musikalischen Hoch als Vorband von „The BossHoss“ folgt 2010 ein Tief: „In der Zeit danach hörte ich wie- der auf mit der Musik. Ich sah damals keine echte Perspektive mehr, verdiente mit der Musik nicht genug. Und keine Plattenfirma, die bei mir neu angefragt hatte, ließ sich auf meine Idee ein, Country mit deutschen Texten zu spielen. Sie wollten meine eigenen Songs nicht produzie- ren“, sagt Jean Luke. „Deshalb war dann wieder Schluss damit. Vier, fünf Jahre lang ging es nur um meine Familie und meinen Job als Gra- E Die Ausstellung zum Comic – Ende Oktober im ART15 Künstlerhaus im Schnoor | Der Weg zu „Jocko Locko“: Auch Origi- nalzeichnungen werden im Künstler- haus ausgestellt TEXT | CYNTHIA HOEDORO SCHWACHHAUSEN Magazin | September-Oktober 201543

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