schwachhausen magazin | november - dezember 2016 54 die freiwilligen-agentur bremen (fab) wurde bereits anfang der neun- ziger jahre gegründet und war bundesweit die erste freiwilligen-agentur. sie kümmert sich zusammen mit den jugendfreiwilligendiensten (jfd) und unter dem dach des sozialen friedensdienstes bremen e. v. (sfd) um die politischen, kulturellen und organisatorischen belange des bürger- schaftlichen engagements in der stadt. birgitt pfeiffer ist seit 2006 mit dabei, seit 2007 als leiterin. im gespräch mit ihr erfahre ich viel über die unzähligen engagementmöglichkeiten in unserer stadt, aber auch über die tiefe bedeutung der freiwilligenarbeit für alle beteiligten. dabei betont sie: „bürgerengagement ist ein bürgerrecht, keine bürgerpflicht!“ beide seiten profitieren von der freiwilligenarbeit – die organisationen, ver- eine, institutionen, initiativen und vor allem die menschen, denen diese arbeit zugutekommt. für jeden die richtige aufgabe kann hier jeder eine aufgabe finden? „ja, es gibt so viele möglichkeiten, da ist sicher für jeden etwas dabei. aber man muss sich zeit nehmen, das projekt oder die organisation gut kennenzulernen. es ist wichtig, die rich- tige tätigkeit am richtigen ort und der eigenen qualifikation entspre- chend zu finden.“ die engagementquote in bremen ist beachtlich und liegt bei ungefähr 40%. dabei stehen an erster stelle die berufstätigen, dann junge menschen bis 25 jahre und rentner. birgitt pfeiffer ergänzt: „gerade die jugend ist wahnsinnig engagiert! dabei engagieren sich bes- ser gebildete mehr, es gibt eine leichte ‚mittelschichtsneigung’. und en- gagement wird auch vorgelebt. die berufstätigen engagieren sich häufig in schulen und vereinen, in den sozialbereichen gibt es einen größeren anteil an älteren menschen.“ was sind momentan die beliebtesten be- reiche? „bei unseren engagementprojekten sind es vor allem die sozial- bereiche, sehr stark natürlich die flüchtlingsarbeit, und die bildungs- themen“, so birgitt pfeiffer. viele möglichkeiten des engagements arbeit gibt es viel: in den eigenen engagementprojekten der fab, aber auch in den vielen gesuchen gemeinnütziger einrichtungen, verbände, vereine, öffentlicher einrichtungen und organisationen, die von der fab vermittelt werden. allein in der engagementbörse auf der fab-homepage finden sich über 400 davon: von handwerkern über besucher bei älteren menschen und fahrern bis zu köchen gibt es unterschiedlichste mög- lichkeiten. „das angebot an planung und gestaltung ist ein wenig dünn, das dürfte ruhig etwas mehr werden“, sagt birgitt pfeiffer. wer etwas re- sonanz bei der suche braucht, ist am beratungsstand in der zentralbi- bliothek am wall (montag bis freitag, 16 bis 18 uhr, samstag 11 bis 13 uhr) herzlich willkommen. selbst ein engagementprojekt die freiwilligen-agentur bremen wird neben den sechs hauptamtlichen von circa 50 freiwilligen kolleginnen und kollegen unterstützt, ist quasi selbst ein engagementprojekt. dabei grenzt birgitt pfeiffer ganz bewusst vom begriff „helfer“ ab: „unsere freiwilligen leisten arbeit, und wir möchten auch mitgestaltung von ihnen. sie besitzen viel know-how, das wir gerne nutzen.“ alle hauptamtlichen sind teilzeitbeschäftigte, auch birgitt pfeiffer als leiterin. in der übrigen zeit berät und unterstützt sie ver- eine und organisationen in ganz deutschland zum thema freiwilligen- management. die 47-jährige weiß, wovon sie spricht. zahlen, fakten, inhalte sprudeln nur so aus ihr heraus. studiert hat sie sozialarbeit, vor zehn jahren wurde sie von einer mentorin, die sie schon seit der studi- enzeit begleitete, auf die freiwilligen-agentur bremen aufmerksam ge- macht. und das passte: zunächst in einer projektstelle und nach einem jahr als leiterin. ganz wichtig bei all ihrem tun ist ihr: „bürger-engage- ment bedeutet für mich auch, grenzen zwischen arm und reich zu über- winden, brücken zu bauen.“ engagement in den grundschulen die größte veranstaltung der freiwilligen-agentur bremen ist die frei- willigenbörse aktivoli, wo sich über 65 organisationen mit ihren en- gagementmöglichkeiten präsentieren. dann sind da die eigenen engagementprojekte wie „balu und du“, einem mentorenprojekt, das kinder im grundschulalter fördert. natürlich auch die „ankommenspa- tenschaften“ für geflüchtete, der „day of caring“, ein personalentwick- lungsprojekt für unternehmen, und weitere. aber es gibt auch die „doppeldenker“ und „lesezeit“: hier finden sich be- sonders viele engagierte aus schwachhausen. beide projekte finden in grundschulen statt, in denen freiwillige der fab grundschüler beim ken- nenlernen und erlernen der mathematik (doppeldenker) oder als lese- helferin oder lesehelfer beim lesenlernen unterstützen. ungefähr 300 lesehelferinnen und lesehelfer sind es, dazu circa 80 doppeldenker – doch der bedarf ist fast doppelt so groß! dabei sind es eher schulen in der vahr, gröpelingen, oslebshausen oder walle, wo die freiwilligen im ein- satz sind. birgitt pfeiffer erzählt: „sowohl die doppeldenker als auch die lesehelferinnen und lesehelfer werden uns von den schulen geradezu aus den händen gerissen, sie werden dringend benötigt. wir führen die freiwilligen schritt für schritt an die aufgabe heran, auch die scheu vor mathe versuchen wir zu nehmen. dann gibt es eine hospitationsphase an den jeweiligen schulen und in den klassen – und meist sind unsere en- gagierten danach ganz beseelt, weil sie merken, dass sie viel bewirken können! die aufmerksamkeit, die diese kinder so bekommen, ist für sie von unschätzbarem wert, das kennen sie oft nicht oder nicht in dieser form. ‚da kommt jemand nur für mich’ – dieses wissen lässt die kinder innerlich wachsen.“ die nächste informationsveranstaltung zu den projekten „lesezeit“ und „doppeldenker“ findet am 30. januar 2017 um 10 uhr im dammweg 18 statt, die fab freut sich über zahlreiche interessierte! ein engagement bei der freiwilligen-agentur bremen ist auf vielfältige weise möglich: natür- lich zunächst als engagierter oder als organisation mit engagementange- bot, aber auch als freundin oder freund des vereins, als vereins- oder fördermitglied oder als spender. www.freiwilligen-agentur-bremen.de die freiwilligen-agentur bremen die hauptamtlichen der fab von links nach rechts: birgitt pfeiffer, klaus wöhlke, caya viertel, claudia fantz, frank mayer. es fehlen: benjamin moldenhauer, konrad kreutzer „im grunde genommen ist es ein perfekter deal: die engagierten empfinden freude an dem, was sie tun - für sich und für anderen. und wer unterstützung braucht, kann sie finden.“